Wenn der Nachbar deine Blumen nicht gießen will

Wenn der Nachbar deine Blumen nicht gießen will

Marita Wittner
von Marita Wittner

Wenn der Nachbar deine Blumen nicht gießen will
Über Erwartungshaltungen und kaltes Kalkül

Es ist nichts dabei, wenn wir anderen Menschen einen Gefallen tun. Ein Gartengerät ausleihen oder mal die Blumen gießen, wenn die Nachbarn im Urlaub sind. Stimmt, oder? Keine große Sache. Doch dann benötigt der sonst gebende Nachbar einen kleinen Gefallen und der sonst nehmende Nachbar sagt nein. Autsch!

Na ja, jetzt mach mal aus einer Mücke keinen Elefanten, Marita. Mal den Rasenmäher ausleihen und nichts dafür zu bekommen ist ja wohl kein Indiz für Wahrhaftigkeit in der Beziehung mit meinem Nachbarn.

Doch, sage ich.

Mit diesem profanen Beispiel zeigt sich womöglich die Wahrhaftigkeit in all deinen Beziehungen. Was wäre deine erste Reaktion auf das Nein deines Nachbarn? Ganz ehrlich bitte!

* Der hat meinen Rasenmäher das letzte Mal gesehen.
* komischer Typ, nur nehmen und nichts geben wollen, so hätte ich den nicht eingeschätzt.
* Du ärgerst dich und das Verhältnis zu deinem Nachbarn hat einen Riss bekommen.

Kommen diese Gedanken, bist du in der Erwartungshaltung, ich gebe dir etwas und du gibst mir etwas dafür. So funktioniert die Welt. Diese Eigenheit des Menschen, oder besser, der Gesellschaft, kann mit einer Frage ganz gut beschrieben werden: Erwartungshaltung oder reine Berechnung?

Auf der detektivischen Suche nach der Wahrheit und Wahrhaftigkeit in Beziehungen bin ich auf dieses uns Allen bekannte Phänomen gestoßen, als ich mich selbst fragte:

„Aus welchem Grund tue ich das jetzt für diesen Menschen?“

Und dabei geht es nicht nur um kleine Gefallen, die du für den netten Nachbarn oder die Kollegin tust. Es geht darum, dass du dich ehrlich hinterfragst, weshalb du etwas für andere Menschen tust. Großes oder Kleines spielt dabei keine Rolle.

Wahrheit und Wahrhaftigkeit in all deinen Beziehungen beginnen immer bei dir selbst. Und deshalb ist diese Frage: Aus welchem Grund tue ich das jetzt für diesen Menschen, und die Gegenfrage: Aus welchem Grund tut dieser Mensch etwas für mich, so unendlich wichtig. Denn die Antworten decken deine Wahrheit und die der anderen auf.

Kommen wir zurück zu dem Nachbarn, der gerne Gefallen annimmt, aber selbst nichts dergleichen Tun möchte. Stell dir die Frage: Habe ich ihm meinen Rasenmäher geliehen, um selbst einmal einen Gefallen einfordern zu können? Ja oder nein? Kommt ein ja, kannst du dich selbst an der Nase packen, lachen und dir sagen: Mein Nachbar hat lediglich meine Erwartungen nicht erfüllt. Kommt ein Nein, dann sollte die Absage deines Nachbarn auch kein Problem für dich sein.

Geben aus Liebe, ohne Erwartungen, aus dem Herzen heraus.
So harmlos dieser Satz auch daherkommen mag, so trifft er nicht umfänglich auf alles, was wir geben, zu. Stell dir immer die Frage: Erwarte ich etwas dafür, oder erwartet der andere etwas von mir? Gibst du:

* Aus Liebe?
* Aus Respekt?
* Weil es von dir erwartet wird?
* Um dich zu revanchieren?
* Weil du ein schlechtes Gewissen hast?
* Weil du dir dafür einen Gegengefallen erhoffst?
* Weil du andere Menschen damit an dich bindest?
* Weil du, oberflächlich gesehen, keine Lust auf Diskussionen hast?
* Weil du Angst hast, die Liebe und den Respekt des anderen zu verlieren, wenn du Nein sagst?
* Weil du so erzogen wurdest.

Nehmen in Liebe, ohne an Gegenleistungen zu denken.
Wahrhaftig sein und die Ego-Spiele durchschauen, die eigenen und die der anderen. Es gibt zwar den Satz: Geben ist seliger als Nehmen, aber das Annehmen fällt ganz vielen Menschen schwer. Gedanken wie,

* das kann ich ja nie mehr gutmachen.
* Oder, ich darf das nicht annehmen, ich bin das nicht wert …

… schwirren umher und belasten dich. Frage dich dann: Weshalb nehme ich Geschenke oder Gefallen ungerne an?

* Könnte da etwas anderes dahinterstecken?
* Will der/die etwas von mir?

Die echt schlimmste Form von Unwahrheit und Lüge in Beziehungen ist das berechnend sein und die damit einhergehende Manipulation. Kennst du Sätze wie diese?

* Ich habe so viel für dich getan, und jetzt?
* Das kannst du mir nicht antun, nachdem ich für dich so viel aufgegeben habe?

Oder, die Selbstmanipulation:

* Ich kann doch jetzt nicht nein sagen, ich habe es doch so schön.
* Was sagen die anderen, wenn …

Kennst du vielleicht folgende Gedanken:

* Die/den sollte ich mir warmhalten, vielleicht brauche ich sie/ihn noch.
* Wenn ich immer hilfsbereit bin und nett, vielleicht beachtet er/sie mich dann mehr.

Es ist okay, wenn du dich vielleicht jetzt erwischt fühlst, bei dem einen oder anderen Gedanken. Das ist nicht schlimm, im Gegenteil: Du hast Muster aufgedeckt und kannst dich jetzt damit auseinandersetzen.

Willst du Wahrheit und Wahrhaftigkeit in deine Beziehungen bringen, und damit den Druck lösen, der durch die Erwartungen anderer, oder deiner eigenen auf dir lastet, dann sei an erster Stelle ehrlich zu dir selbst.

Jeder wünscht sich liebevolle, erfüllende Beziehungen, freundliche Nachbarn, Kollegen und Mitmenschen. Dann fang bei dir an. Schau nach, wo du in Erwartungshaltung bist und was dich bei anderen triggert. So kommst du deinem wahrhaftigen Leben immer näher.

PS: Einmal im Monat gebe ich eine kostenfreie Sprechstunde via Zoom. Dort kannst du mir alle Fragen stellen, um Leichtigkeit in deine Beziehungen zu bringen. Du kannst dich hier anmelden.

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